Preußen

Zu dem dreiteiligen Tafelbild "Wählte Ungnade, wo Gehorsam nicht Ehre brachte" haben uns geschichtliche Ereignisse bzw. Personen von nur scheinbar sehr verschiedener Art angeregt: Johann Friedrich Adolf von der Marwitz, die Brüder Stauffenberg und sowjetische Soldaten, die 1953 hingerichtet wurden, weil sie sich am 17. Juni geweigert hatten, auf deutsche Demonstranten zu schießen. 

Marwitz und die Stauffenberg-Brüder sind bekannte Beispiele tatsächlich gelebter preußischer Tugenden und für uns ganz selbstverständliche Wurzeln und auch Vorbilder. Die sowjetischen Soldaten, deren Namen bis heute unbekannt geblieben sind, wollen wir durch dieses Bild und durch diesen Zusammenhang ehren. Die Ehrung soll gleichzeitig auch eine Aufforderung an andere Deutsche und auch Russen sein, sich dieser unbekannten und wahrhaften Helden zu erinnern und deren Tat endlich zu erforschen und ihrer Bedeutung entsprechend öffentlich zu würdigen. 

Vielleicht wird sich eines Tages herausstellen, wer diese Soldaten waren und warum sie ihr Leben opferten, um ihre Ehre zu behalten und warum sie das sogar taten, obwohl sie nicht hoffen durften, jemals als Helden und Männer von Ehre genannt zu werden. Wir jedenfalls werden uns weiter auch mit diesem Aspekt preußischer Tugenden beschäftigen.

 

"Jetzt wird die Restaurierung des Gotteshauses, das Fontane ein Ohnegleichen unter den märkischen Dorfkirchen genannt hatte, mit dem Wiederaufbau des Chores begonnen und dabei der berühmte Gedenkstein freigelegt. Weil dieser Marwitz, ein Offizier der Garde, den mit seinem Ehrbegriff nicht zu vereinbarenden Befehl des Königs (Friedrich der Große), das sächsische Schloß Hubertusburg auszuplündern, verweigert hatte, ließ ihm sein Neffe auf den Grabstein schreiben: "Wählte Ungnade, wo Gehorsam nicht Ehre brachte", und gab damit der Auffassung des Adels von der Freiheit des Dienens Ausdruck, die im Roman 'Vor dem Sturm' die Frage entscheidet, ob man notfalls ohne den König oder gegen ihn handeln dürfe, und die dann auch noch im 20. Jahrhundert, bei der Offiziersverschwörung gegen Hitler, im Spiele war.

Hierbei war bekanntlich der Adel in starkem Maße beteiligt, was den Marwitz-Grabstein aus Friedrichs Zeiten mit einem viel jüngeren, fast benachbarten, ideell verbindet - mit dem jenes Grafen Carl-Hans Hardenberg aus Neuhardenberg nämlich, der zum Kreis der Verschwörer gehörte, sich seiner Verhaftung durch die Gestapo durch einen mißglückten Selbstmordversuch zu entziehen versuchte, die Schrecken des Konzentrationslagers Sachsenhausen überlebte, nach Neuhardenberg zurückkehrte, aber enteignet und vertrieben wurde und 1958 im Westen starb. Die von ihm gewünschte Beisetzung seiner Asche auf den Familienfriedhof hinter der Schinkel-Kirche wurde ihm damals verweigert und erst 1990 möglich gemacht."

 

Günter de Bruyn, "Mein Brandenburg", Fotos von Barbara Klemm,

1993, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, (Einfügung in Klammern: W&W)

 

Abbildung: "Wählte Ungnade, wo Gehorsam nicht Ehre brachte", Öl auf Hartfaser,

                  320 x 270 cm, W&W '94

 

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